Der Himmel auf Erden (267)

Der Klient setzt sich noch einmal mit seinen alten Beziehungsmustern auseinander, nimmt aber zugleich auch wahr, dass in seinen Beziehungenes potentiell ganz anders sein kann - nämlich wie der Himmel auf Erden ...


Der Klient betritt einen Raum mit der Auf-schrift „Freiheit“. Auf der linken Seite geht eine Wendeltreppe nach oben und geradeaus ist eine Allee zu sehen. Der Klient entscheidet sich dafür, der Allee zu folgen. Es ist schönes, warmes Wetter und er fühlt sich sehr wohl.

Kl: Ich bin auch recht schick gekleidet. Und irgendwie habe ich den Eindruck, daß hinter dem einen oder anderen Baum jemand hervorlukt und mich beobachtet.

Th: Ja, guck mal hin, wer da steht - wer ist das?

Kl: Ja, den kann ich gar nicht erkennen - der hat ein ganz schwarzes Gesicht, als ob er sich mit Schuhcreme eingeschmiert hätte. Er lächelt, macht einen recht freund-lichen Eindruck, reicht mir die Hand, be-grüßt mich. - Er soll ihn direkt ansprechen. - Ja, ich finde es eigentlich spannend, wenn ihr mich da beobachtet. - Ja, er lacht. Jetzt möchte er, daß ich mitkomme, er möchte mir was zeigen. Er hat Rollschuhe an, fährt jetzt vor ... ja, ich hab jetzt auch welche an. Wir fahren den Weg entlang und er sagt immer, komm ich zeig dir was. ... Jetzt sind wir mittlerweile auf einer ganz kleinen Landstraße angekommen, so zwischen Felder und Wie-sen, und fahren immer noch mit den Rollschuhen da rum ... Ich hatte zwischendurch so ein bisschen gezögert, und da reicht er mir die Hand und sagt, komm jetzt, laß dich mal führen, laß dich mal fallen. ... Jetzt geht es bergab. - Ich sagte, nicht so schnell und er meint, ich soll keine Angst haben, ich soll ihm vertrauen. ... Jetzt sind wir kurz durch einen Tunnel gefahren. ... Immer noch Land-straße. Und jetzt hat er mich vor sich fahren lassen, hat seine Hände auf meinen Schultern und meint, ich soll jetzt vorfahren, er führt mich. Also, irgendwie weiß ich noch immer nicht so genau, was er will von mir. Jetzt hat sich die Landschaft verändert. Jetzt ist es irgendwie wie in Süd-frankreich mit so steilen Anhängen - so eine Serpentinenstraße. Ich hab ihn jetzt gefragt, was er mir zeigen will und er hat gesagt, ich soll Geduld haben. Und jetzt geht es bergauf. ... Ja, und jetzt ist die Straße plötzlich zuende und das Ganze mutet so an, als würde man in enormer Höhe auf so einem Sprungbrett stehen. Und er sagt jetzt „spring!“. Ich sag, nee - und er schubst mich jetzt runter. Ja, und ich bin jetzt gerade dabei, nach unten zu fallen.

Th: Ja, spür mal, wie es sich anfühlt, loszulassen, zu fallen.

Kl: Ja, sehr kribbelig - ist schon recht spannend. Aber es ist eigentlich ein tolles Gefühl.

Th: Dann müßtest du ihm ja fast dankbar sein, daß er dich geschubst hat?

Kl: Ja. - Der Klient lacht plötzlich. - Der winkt mir auch noch zu. ... Zwischendurch bin ich jetzt einem Paragliding-Flieger begegnet.

Th: Ja, dein Thema ist heute Freiheit - spüre es mal.

Kl: Jetzt habe ich die Arme ausgebreitet und kann die Sache also steuern. Ich falle gar nicht mehr richtig, es ist jetzt eigentlich mehr ein Fliegen geworden. - Musik wird eingespielt. Der Klient genießt den inneren Zustand von Fliegen. - Also, ich fliege jetzt mit einer sehr hohen Ge-schwindigkeit und zwischendurch fliegen immer so Bilder an mir vorbei - Bilder aus meinem Leben, was ich mal so erlebt habe - auch Kleinigkeiten.

Th: Wie ist das für dich?

Kl: Ja, das ist interessant, das ist eigentlich ein schönes Gefühl. Das gibt einem so ein Gefühl von Identität.

Th: Sag das mal in der Ich-Form.

Kl: Ja. In dem Moment, wo ich Dinge erlebe, spüre ich, wie ich immer mehr ich selbst werde und auch bin. ... Jetzt bin ich gerade an einer Frau mit einem langen Kleid vorbeigeflogen, die gab mir eine weiße Taube in die Hand. Und diese Tau-be zieht mich jetzt praktisch so nach oben. ... Jetzt sind wir irgendwo angekommen, sehr weit oben. Ja, so als wä-ren wir im Himmel. Also, die Taube hat mich da abgesetzt und da sind jetzt zwei Engel mit ausgebreiteten Flügeln. Und da sind auch noch eine ganze Menge anderer Menschen.

Th: Schau mal, ob du sie kennst oder wie sie auf dich wirken.

Kl: Es macht im ersten Moment den An-schein, als würden die Engel an so einer Eingangspforte stehen und dieses ganze Wirrwarr von Menschen macht einen ruhigen, gelassenen Eindruck - die gehen da wie auf so einem Trödel oder Jahrmarkt. Es sind aber nur die Menschen zu sehen und alle sind sehr leicht bekleidet. Erkannt habe ich bisher noch niemanden.

Th: Wie reagieren die Engel auf dich? Sagen die was zu dir?

Kl: Bisher sind sie eigentlich noch recht stumm - einfach nur wie so Empfangs-boten. Direkten Kontakt nehmen sie nicht auf zu mir. - Ich wollte den einen jetzt ansprechen, aber der sagte nichts, sondern wies nur mit der einen Hand, richtungsweisend, ich soll in die Menge ge-hen. Er ist nicht unfreundlich, aber sehr neutral. Ich habe auch das Gefühl, daß ständig hinter mir Neue ankommen und die nehmen sie alle auch in Empfang - wie so eine Serienabferti-gung. - Ich gehe jetzt in die Menge.

Th: Ja, schau mal, wie du sie wahrnimmst.

Kl: Bisher habe ich einmal das Gesicht einer meiner Tanten gesehen, das habe ich so kurz registriert. Und jetzt gehen wir alle in eine Richtung - einen engen Weg - alle in eine Richtung. Jetzt gabelt sich der Weg ein bisschen. Manche gehen nach links oben hoch, es geht aber auch geradeaus weiter - ein bisschen abschüssig. Und ich habe mich jetzt rechts an den Wegrand gestellt und überlege für mich jetzt, ob ich links hoch oder geradeaus weitergehe. Irgendwas von oben weist mir den Weg und sagt, ich soll nach oben kommen. Ja, das mache ich jetzt. Ich ge-he jetzt hoch. ... Jetzt plötzlich sehe ich mich weit oben. Ich halte ein Schwert in der Hand und bin gekleidet wie so ein alter Römer. Ich gestikuliere da mit dem Schwert so rum und sehe mich aber so von unten und schau praktisch als diese Person auf mich herab.

Th: Wie ist das für dich, dich so zu sehen - mit Schwert?

Kl: Ja, wie ist das? Eigentlich ein bisschen fremd. Ich sehe genauso aus, wie jetzt, aber ich habe sehr kurze Haare und ich mache einen sehr ernsten Eindruck - ein bisschen so ... kampfbereit.

Th: Ja, wenn du magst, dann sprech dich doch mal an.

Kl: Ja. ... Ich habe ihn gefragt und er hat gesagt „Ich verteidige“. Ich sag, und was verteidigst du? Er sagt, dich.

Th: Wie fühlt sich das an? Da ist eine Energie in dir, die sie bereit, dich zu verteidigen. Sag ihm ruhig, wie du das empfindest.

Kl: Ja. Ich sage zu ihm, daß ich das doch selber könnte. Daraufhin meint er, nein, ich bin jetzt erwacht.

Th: Ok., was war der Auslöser, oder wa-rum hat er früher geschlafen.

Kl: Ja, ich hab ihn gefragt, warum er nicht früher gekommen ist. Er sagt, er hätte sich nicht getraut, aber jetzt wüßte er, daß er es kann.

Th: Frag ihn mal, warum er dort oben bei den Engeln ist und nicht auf der Erde. Was heißt das - frag ihn mal.

Kl: Ja, er sagt, er würde das Ganze von oben bewachen. Ich frage ihn, wenn da unten jetzt direkt was passiert - wo er dann wäre. Er sagt, er würde dann ganz stark eingreifen. Also, er hätte ständig ein Auge da drauf und ihm würde nicht entgehen, wenn was passeirt und er wäre dann auch sekundenschnell da.

Th: Mir kommt so die Idee - frag mal, ob das zusammenhängt oder stimmt: In der letzten Session habe wir herausgearbeitet, daß du das männlich-markante Ein-greifen lernen sollst. Hat er was damit zu tun oder hat die letzte Session was damit zu tun, daß er jetzt wach ist? Frag ihn mal?

Kl: Ja, er sagt, bisher wäre ich immer sehr leicht manipulierbar gewesen, wäre oft Spielball für andere gewesen und hätte zuwenig Standhaftigkeit oder Standfestigkeit für mich selber gehabt, um meine Linie und meinen Weg zu gehen. Und damit wäre wohl jetzt Schluß.

Th: Also er gehört mit auf den Weg deiner Freiheit, er ist so der Ausgangspunkt? - Klient bejaht. - Ja, dann frag ihn mal, ob es noch etwas Wichtiges zu klären gibt, oder was jetzt so ansteht. Schau mal, was er dir sagt.

Kl: Ja, ich habe ihm jetzt die Frage ge-stellt. Und er schaut jetzt in die drei Rich-tungen, d.h. in die Vergangenheit und er blickt sich in der Gegenwart um und schaut mal kurz auch in die Zukunft - kann sich aber noch nicht entscheiden. Also, ich habe den Eindruck, daß er schon irgendwie eingreifen will oder was tun will, er weiß nur noch nicht, wo. Er kann sich noch nicht recht festlegen.

Th: Ja, wenn du willst, kannst du mit deinem Bewußtsein mal in ihn reingehen. - Klient bejaht. - Und dann spür mal, wie sich das anfühlt. Geh mal in ihn rein und schau mal aus seinen Augen.

Kl: Ja, es fühlt sich sehr groß an, sehr massiv. Ja, ich wollte mir jetzt mal die Hände anschauen und dazu mußte ich ja das Schwert beiseite legen. Dabei war dann mein Gedanke zuerst, daß ich einen Teil meines Schutzes aufgebe. Aber dann bekam ich die Antwort sofort, daß ich das eigentlich gar nicht brauche, dieses Schwert. Dann habe ich es weggelegt. Und ich stand jetzt praktisch in sehr großer Höhe direkt vor so einem Abgrund. Und genau in dem Moment, wo ich das Schwert weggelegt habe, kam etwas von hinten und stieß mich so nach vorne - und ich hatte gedacht, ich würde jett fallen aber dem war nicht so. Ich kippte zwar nach vorne, aber ich blieb in der Luft stehen und fiel also nicht. Es war überhaupt kein Problem, ich konnte also mühelos wieder dorthin zurückgehen, wo ich gestanden habe.

Th: Das heißt, du spürst die Standfestig-keit und Standhaftigkeit jetzt ganz direkt. - Klient bejaht. - Ja, sehr schön.

Kl: Ja, und jetzt schaue ich mich gerade selber nochmal um, von wegen Vergan-genheit, Gegenwart und Zukunft ... Ja, ich habe jetzt in die Vergangenheit ge-blickt. Erst sah ich einen riesen Kran, dann wechselte das Bild und jetzt sehe ich ein fahrendes Auto und Personen da drin. Auf dem Beifahrersitz vorne scheint ein Onkel von mir zu sitzen. Mal schauen, wen ich noch erkenne. Mein Vater fährt den Wagen ... ja, und ich sitze auch hinten am Fenster. Ich bin noch recht jung - so fünf oder sechs vielleicht. Neben mir sitzt meine Tante, die ich vorhin in der Menschenmenge schon mal gesehen ha-be. ... Irgendjemand sitzt aber noch hinten neben meiner Tante ... ja, meine Großmutter, meine Oma. Ja, meine Oma lächelt mich an und streicht mir so durch die Haare. Die ist eigentlich immer sehr nett zu mir gewesen - und meine Tante auch, die ist auch sehr freundlich zu mir. Mein Onkel zwinkert mir zu, der ist eigentlich auch immer sehr nett. Und ... und erstaunlicherweise ... mein Vater fährt ja den Wagen ... der ist genauso nett zu mir. Er ist sehr befürwortend für die Dinge die ich sage oder ihnen zeige. Das nehme ich jetzt eigentlich ein bisschen mit Erstaunen wahr. Ich kenne das eigentlich anders von ihm. - Er soll es ihm direkt sagen. - Ja, mein Vater sagt, wa-rum nicht, ich hab dich doch gerne. Mein Onkel streicht mir so über den Nacken und sagt, ja, Junge, sag ich doch, wird doch alles. - Der Klient berichtet, daß seit der letzten Session sich seine Beziehung zum Vater wesentlich zum positiven hin verändert hat. - Mein Vater ist gar nicht wiederzuerkennen. Er ist jetzt ganz anders zu mir. ... Ich frage mich jetzt nur, warum ich in diesem Auto sitze und wo wir gerade hinfahren. ... Jetzt ist gerade ein riesiger Schmetterling über uns weggeflogen und das Bild des Autos löste sich komplett auf. Es ist jetzt ganz weg und irgendetwas zieht mich auf diesen Schmetterling drauf. Und ich sitze jetzt auf diesen Schmetterling und der fliegt jetzt mit mir durch die Gegend. Ich bin immer noch der kleine Junge. Jetzt ist er tiefer geflogen und von einem Lastwa-gen, der Baumstämme fährt, hat er sich jetzt einfach einen Baumstamm geholt und damit fliegen wir jetzt weiter. Ich hab da jetzt mal draufgeklopft - das klingt so richtig schön nach Holz. Ja, er sagt, wir brauchen den. Ja, jetzt hat er mir den Baumstamm nach oben gereicht. Ich sag, nee, der ist mir zu schwer. Aber der Schmetterling meint, nein, kein Problem, du kannst das. Und jetzt hab ich den tatsächlich bei mir auf der linken Schulter liegen und trage den eigentlich so mühelos. Und ich sitze auf diesem Schmetter-ling und wir fliegen durch die Gegend. Und jetzt sehe ich von oben eine Lich-tung, eine Wiese, da geht es auch ein bisschen bergab. Und da möchte der Schmetterling diesen Baumstamm ha-ben. Und der kullert jetzt auch so die Wiese runter ... und jetzt plötzlich entsteht aus dem Holz eine richtig schöne Holzhütte. Ringsrum Tannenwald und das Holz selber steht auf so einer Lichtung. Sehr schöne Gegend, sehr schönes Wetter, sehr ruhige Atmosphäre ... Jetzt gehe ich in dieses Haus rein. Es ist von innen sehr viel größer, als es von außen scheint und hat auch ein Strohdach. Es ist schattig und kühl da drin und ich sehe, wie das Sonnenlicht durch das Strohdach scheint und es ist aber eigentlich zum größten Teil komplett leer. Nur im vorderen Bereich rechts steht ein Tisch mit Stühlen und einer Bank, ein paar Blumen stehen auf dem Tisch, ein Gedeck ... Nein, der Tisch steht vorne auf der Terasse, das Haus selber ist komplett leer.

Th: Ist der Schmetterling noch da?

Kl: Ja, der sitzt auf der Wiese und schaut mir zu.

Th: Wenn du magst, frag ihn doch mal, welche Bedeutung das Haus hat für dich oder warum es leer ist.

Kl: Ja, ich gehe jetzt zu ihm und ich sag, was das ganze hier jetzt eigentlich ist. Er schaut rüber zu dem Haus und sagt, das ist dein Haus. Das klingt so ein bisschen wie eine Überraschung. So nach dem Motto, freu dich doch, das ist dein Haus. Ich sag, ja, was soll ich denn damit ma-chen? Er sagt, ja du darfst hier leben. Ich frag ihn mal, ob ich es mir auch einrichten darf. Ja, er lächelt nur so ein bisschen verschmitzt, als wenn er sagen wollte, warte mal ab, die Sachen kommen schon noch.

Th: Bist du jetzt der Kai von heute, oder der fünfjährige Junge?

Kl: Komischerweise eine Mischung aus beidem, so in der Mitte davon. Aber ich fühle mich eigentlich eher wie heute.

Th: Schau mal ob es geht - laß den fünfjährigen Jungen mal mit dabei sein.

Kl: Ja, er kommt gerade über die Wiese auf uns zugelaufen. Ich hocke also im-mer noch auf der Wiese und spreche mit diesem Schmetterling und ich als kleiner Junge kommen gerade über die Wiese gelaufen. ... Jetzt ist dieser kleine Junge einerseits meine Tochter und dann wieder ein anderes Mädchen - das wechselt so. Meine Tochter sah mir in diesem Alter unheimlich ähnlich, so wie ein Ei dem anderen. Aber sie wirkt sehr fröhlich, hat so ein Kleid an und schmeißt mir so einen Ball zu und spielt jetzt da in der Wiese rum. Ja, aber ich bin jetzt auch wieder da als kleiner Junge, sehr strahlend, sehr fröhlich. Ich stehe jetzt als kleiner Junge vor mir, klatsche in die Hände und sage, ich freue mich über das Haus, hier ist es schön, und so. Na ja. ... Jetzt sagte ich gerade zu ihm , was soll ich denn da jetzt machen - soll ich da etwa alleine leben? Und dann sah ich eine junge Frau auf der Terasse und hatte das Gefühl, daß das so ein bisschen das Symbol für eine Partnerin ist und dann merkte ich sofort, wie sich so ein bisschen was in mir zusammenzog.

Th: Ja, sag das mal dem Schmetterling, daß sich was in dir zusammenzieht, wenn du an eine Partnerin denkst. Schau mal, was er meint.

Kl: Ja, währenddessen ich ihm das gesagt habe, daß ich mir einerseits eine Partnerin sehr wünsche, daß ich aber andererseits auch sehr viel Angst davor habe, sah ich plötzlich eine junge Frau mit längeren Haare auf der Wiese liegen und plötzlich, statt des Schmetterlings unterhielt sie sich jetzt mit mir, als hätte ich mit ihr über das alles gesprochen. Ich habe ihr so allgemein meine Meinung über das Thema erzählt, daß ich Angst davor habe und dass es so kompliziert ist. Und sie meint jetzt, daß das eben auch anders geht - ob ich glauben würde, daß jede Beziehung so abläuft, wie ich dieses Schema jetzt so in mir habe - also, ich hab das so ein vorgefertigtes Bild davon in mir. Und ob ich nicht meinen würde, daß es auch anders funktioniert - harmonischer und freundschaftlich. Ja, sie sagt, sie glaubt noch an so Sachen, daß zwei Menschen wirklich zusammengehören und sie würde noch an die wirkliche Liebe glauben und Zusammengehörig-keit und so weiter. Und ich sage ihr jetzt, daß meine Erfahrungen mich zu der Mei-nung gebracht haben, daß für Frauen es im Endeffekt sowieso immer das gleiche ist. Die wollen alle nur ihr Nest bauen und ihre Eier legen und das war es dann. Wenn das geschehen ist, dann ist es mit dem Ganzen - alles was davor war, daß man was von großer Verliebtheit und Trallala erzählt hat - daß das alles nur Mittel zum Zweck war, um diesem Natur-instinkt gerecht zu werden, daß man sich eben, ja vermehren muß, ich sag das mal ganz schlicht - und eben Nest bauen und Eier legen, damit die Art und die Rasse erhalten bleibt. Und daß danach alles vorbei ist und dann eigentlich diese Dinge überhaupt keinen Wert mehr ha-ben, wo man dann als Mann nur noch dazu da ist, um dieses Nest zu erhalten. Und daß diese Freundschaft zwischen Mann und Frau, die vorher gewesen ist, um das ganze überhaupt erst mal möglich zu machen, das das plötzlich, nachdem es seinen Sinn erfüllt hat, gar nicht mehr vorhanden ist. Und da sagt sie, das wäre Quatsch. Es mag sein, daß manche das so handhaben, aber sie würde das anders sehen, sie wäre der Meinung, daß man sehr wohl auch dann danach diese Dinge, die einen zusammengebracht ha-ben und auf die man vertraut hat, oder das Fundament, daß das sehr wohl da-nach weiter existiert und einen Wert hat. Daß das eben nicht nur Mittel zum Zweck ist. ...

Th: Ja, kann sie dir ein paar neue Erfah-rungen oder eine Ahnung davon in Gang setzen. Ihr könnt ja mal so ein bisschen in die Zukunft gehen. Schau mal, was sie für Möglichkeiten sieht.

Kl: Ja, da ist jetzt jemand und wir stehen beide Arm in Arm im Eingang dieses Hauses und schauen da jetzt so da rein und überlegen, wie wir das denn alles so einrichten. Und ich habe das Gefühl, daß es eigentlich alles auch sehr harmonisch ist. Es ist eigentlich ein schönes Gefühl und wie gesagt, wir denken jetzt darüber nach, wie wir es einrichten. ... Und jetzt ist es eingerichtet. Eigentlich sehr, sehr gemütlich eingerichtet. Ich sehe das Schlafzimmer, das Badezimmer, das Wohnzimmer - das ist alles unheimlich warm, viel in Holz, sehr gemütlich, sehr warm.

Th: Habt ihr das beide zusammen eingerichtet?

Kl: Ja, ja, das ist das Ergebnis von uns beiden.

Th: Ok., dann ist der Nestbau jetzt fertig. - Klient lacht. - Dann schau mal, wie es sich weiterentwickelt.

Kl: Jetzt sitzt plötzlich mein Vater auf der Terasse, während des Essens, und er ist total glücklich und meint, wir hätten es völlig schön hier und urgemütlich und das wäre ja wie Urlaub. ... Jetzt gehe ich gerade mal so ein bisschen im Haus rum. Jetzt bin ich die Treppe hochgegangen und jetzt sehe ich oben mein Arbeitszim-mer, mein Atelier - auch superschön. Jetzt stehe ich draußen auf der Terasse, die Sonne scheint, sehr viel grün. Das Haus steht jetzt aber nicht mehr am Wald, auf der Lichtung, sondern irgendwo am Wasser, ich weiß nicht - Mittelmeer oder so, so ein bisschen höher gelegen, man kann vom Balkon aus also auf’s Meer sehen. Rings um mich rum sieht es aus wie eine sehr schöne Wohngegend - recht gepflegt. Unten im Garten sind Menschen - ich glaube meine Frau und da läuft auch noch ein Kind rum. Es ist eigentlich eine sehr ausgelassene und glückliche Atmosphäre. Jetzt plötzlich sehe ich eine Frau vor mir, die macht ei-nen sehr bedrückten Eindruck eigentlich. Und die fängt jetzt an zu weinen. - Er soll sie direkt ansprechen. - Sie sagt, ob ich sie nicht erkennen würde. Sie würde mich doch lieben und ich hätte jetzt all diese tollen Sachen und mir würde es jetzt so gut gehen, ich wäre ja jetzt so glücklich. Ob ich denn gar nicht an sie denken würde? Und ich hätte ja jetzt alles, was ich wollte. Und was wäre mit ihr?

Th: Wer ist sie?

Kl: Karin. (seine Ex-Freundin)

Th: Ja, dann rede mal mit ihr.

Kl: Sie reagiert eigentlich ein bisschen ungehalten. Ich habe ihr gesagt, daß je-der seinen eigenen Weg gehen muß und daß sie auch ihren gehen muß. Sie sagt, das hätte sie nicht gewollt, sie wollte ei-gentlich, daß wir das zusammen tun, aber, ja, das würde sie dann eben tun. Sie reagiert jetzt so ein bisschen trotzig.

Th: Wie ist das für dich? Kannst du es so annehmen, oder was berührt es in dir?

Kl: Ja, es tut mir ein bisschen leid, daß sie so unglücklich darüber ist. - Er soll es ihr direkt sagen. - Ja, ich hab es ihr gesagt und daß ich möchte, daß sie glücklich ist. Sie sagt, sie könnte das aber nicht ohne mich. Ja, sie wird es versuchen, aber es wird lange dauern. Und ich sag ihr, daß ich da jetzt keinen Sinn drin sehe, daß man es auf Biegen und Brechen versucht und so. Sie hätte aber geglaubt, daß es funktioniert un sie wäre sich sicher gewesen, daß es letztendlich doch ein positives Ende genommen hätte. Das sind aber alles Sachen, die kenne ich alle schon, die haben wir schon zigmal durchgekaut.

Th: Ja, sag ihr das ruhig. Das heißt, du hast dir jetzt was sehr Schönes errichtet, aber du kannst es nicht genießen, hast ein Schuldgefühl - die Karin taucht auf ... Da ist noch ein Teil in dir, der ungeklärt ist.

Kl: Ja. ... Wir haben uns jetzt die Hand gereicht und letztendlich sind wir jetzt so verblieben, daß wir gesagt haben, jeder macht jetzt sein Ding. Sie scheint jetzt auch darüber nicht mehr unglücklich und sagt ok. ... Jetzt sehe ich mich mit meiner jetzigen Frau zusammen dort stehen und merke also, wie ich doch sehr glücklich bin, daß ich mit einer anderen Frau zu-sammen bin. Karin geht und wir haben eigentlich das Abkommen, daß es ok. ist, daß jeder seinen Weg geht.

Th: Ja, dann guck mal, wie es weitergeht, was auf dich zukommt.

Kl: Ich habe zu meiner Frau jetzt gesagt, was wir jetzt machen und sie lächelt mich an und sagt, wir sind glücklich. - Der Klient lacht. - Wir sitzen jetzt an unserem Swimming pool, trinken was und genießen das schöne Wetter. Alles scheint so-weit in Ordnung.

Th: Dann geh mal noch ein bisschen weiter auf der Zukunftsachse und schau mal, ob sich generell was verändert.

Kl: - nach längerer Pause, atmet der Klient tief durch und meint: Ja, es sind ein paar Jahre vergangen und ich bin jetzt irgendwo - ich weiß auch nicht - ein Freizeitpark oder was das ist. Und wir stehen dort an einer Mauer und schauen auf einen Teich. Und die Frau rechts ne-ben mir hat wieder das Gesicht von Karin - das ist einfach nicht zu fassen! Das kann ja wohl nicht sein.

Th: Sprich sie doch mal an.

Kl: Das ist alles so ein bisschen durcheinander. Nee, sie wäre nicht Karin, sagt sie und sie sieht jetzt auch ganz anders aus. Und sie nimmt mich in den Arm und sagt, jetzt hör mal auf mit deiner Karin, ich bin mit dir zusammen und das bleibt auch so. Und jetzt gehen wir spazieren. ... Jetzt sehe ich irgendwie, wie die beiden spazierengehen, ich sehe das von hinten - und jetzt dreht sie sich um und jetzt weiß ich nicht, ob ich mich mit ihr beobachte, oder ob er jetzt ein anderer ist - ich weiß es nicht. Ich bin völlig durcheinander, jetzt. - lacht - Jetzt dreht er sich um und jetzt ist es Jack Nicholsen.

Th: Was hat der mit deiner Frau zu tun?

Kl: Ja, das frage ich mich auch gerade.

Th: Ja, frag ihn.

Kl: Er sagt, das war nur ein Scherz und hier hast du sie wieder, sie ist deine. Und jetzt ist er weg. ... Ja, jetzt stehen wir da wieder, Arm in Arm, sie sagt, sie würde bei mir bleiben. Aber es ist kein Kind dabei. - Er fragt sie, ob sie ein Kind haben will. Sie ist sich nicht sicher und hat auch keine Lust, im Moment darüber nachzudenken. - Laß uns für uns sein, sagt sie. ... Tja, im Moment passiert ei-gentlich nichts mehr, wir sitzen nur da rum. ... Ist eigentlich merkwürdig. Wenn ich mir überlege, wie ich durch die Augen dieses Römers in die Vergangeheit ge-blickt habe und dieses Auto gesehen ha-be und dann dieser Schmetterling, dann dieses Haus und dann war es plötzlich doch die Zukunft. Eigentlich wollte ich ja in der Vergangenheit etwas regeln und plötzlich ist aus dem Baumstamm ein Haus in der Zukunft geworden. ... Aber immer wieder, genau wie jetzt sehe ich plötzlich - jetzt sehe ich eine dunkelhaarige Frau da sitzen, die lächelte mich an und plötzlich hatte die wieder das Ge-sicht von Karin. Das gibt es doch nicht. Das kann doch nicht sein. ... Jetzt passiert irgendwie nichts mehr.

Th: Dann frag mal den Schmetterling, wie es weitergeht, was noch wichtig ist. Vielleicht ist es auch sowas wie, die Zu-kunft ist offen oder ist gar nicht so determiniert. Das heißt aber auch dein Muster entspricht nicht mehr dem, wie du es jetzt erlebst.

Kl: - etwas zweifelnd: Mhm. Wie meinst du das?

Th: Du hast zuvor erklärt - wenn man mit einer Frau zusammen ist, geht es nur darum, ein Nest zu bauen. In deinen Bildern ist das jetzt anders.

Kl: Ja, das ist richtig. Obwohl ich mich gerade frage, ob das nicht meine eigene Meinung ist.

Th: Ja, natürlich, aber das heißt, wenn du das so klar in dir hast, da gibt es auch die Möglichkeit der Verwirklichung, sonst würde ja was in dir dagegensprechen. Es macht sich ja immer nur sichtbar was in dir ist. Also in dir ist diese Wirklichkeit, diese Vorstellung, aber es ist stimmig, sonst würde es sich ausdrücken. Du er-lebst jetzt, es geht. Also, wenn du so willst, die Bilder zeigen immer potentielle Möglichkeiten. Das, was selbst in den inneren Bildern nicht möglich ist, dann ist es sehr, sehr schwer oder dann realisiert es sich auch nicht.

Kl: Weil du gerade sagtest, da wäre also stimmig - warum habe ich dann immer so eine vorgefaßte Meinung - von wegen, Frauen wollen eh immer nur das gleiche?

Th: Frag mal die Frau in dir. Hör mal, was sie dazu sagt?

Kl: Ja, sie sagt, weil ich glaube, das so beobachtet zu haben.

Th: Ja, du hast eine bestimmte Einstel-lung und dementsprechend guckst du aus dieser Richtung. Das beinflußt deine Wahrnehmung, bestimmt Ereignisse fallen dir besonders auf, du bildest dir eine Meinung, die verfestigt sich. Aber die Wirklichkeit muß gar nichts damit zu tun haben. Sonst gäbe es ja nicht so viele unterschiedliche Wahrnehmungen und Meinungen. Das sind einfach die Prägungen. ... Frag mal den Schmetterling, was es jetzt noch wahrzunehmen gibt für dich. Weil er hat dir quasi dein Heim gezeigt, deine Frau, es funktioniert mit ihr, ist schön, harmonisch, dein Vater ist sogar glücklich.

Kl: Ja, der Schmetterling sagt im Moment irgendwie nur, im Moment wäre nichts.

Th: Ja, dann hol noch mal den kleinen Kai dazu und schau mal, ob der sich dort wohlfühlt, denn das würde bedeuten, das innere Kind in dir fühlt sich auch wohl, dem geht es gut.

Kl: Er fühlt wohl, dem geht es gut. Der guckt mich ganz erstaunt an, so als ob er sagen wollte, was soll denn nicht in Ordnung sein.

Th: Dann hol nochmal den Kai mit dem Schwert herbei und guck mal, wie der sich fühlt in dem ganzen Kontext.

Kl: Ja, er sagt, alles wäre sicher, mir wür-de nichts passieren, alles wäre in Sicherheit.

Th: Gut, dann laß den Mann nochmal auftauchen, der dich auf diese schöne Reise geschickt hat.

Kl: Ach ja, der mit der Schuhcreme im Gesicht. ...Ja, der sagt auch, es ist alles in Ordnung. Und, sagt er, ist es nicht schön, sagt er, wenn man glücklich sein kann?

Th: Spür mal, er wollte dir zeigen, du bist auf dem Weg der Freiheit. Er hat dich ja da hingeführt, da runtergeschubst sogar. Er wollte dir anscheinend zeigen, verwirkliche dich selbst, mach was aus deinem Leben, guck mal, so kannst du leben, so bist du glücklich, das kannst du erreichen - irgendwie sowas. Und anscheinend heißt es sowas wie, du sollst dir den Himmel auf die Erde holen?

Kl: Ich frag ihn mal. ... Er sagt, ich könnte alles erreichen, was ich will, ich könnte wirklich alles schaffen und ich könnte unheimlich glücklich sein und er tascht mir so leicht auf den Bauch und sagt, du mußt das Glück nur annehmen können. Ich müßte lernen, das Glücklichsein an-zunehmen und nicht immer Angst davor zu haben. Ich muß nicht immer, wenn ich mich glücklich fühle, dann würde ich zwar mich zwar glücklich fühlen - klar - aber dann aber immer sehr schnell skeptisch werden und in so einen Angsttaumel zu verfallen. Weil man es vielleicht auch gar nicht glauben kan, weil man es ja vielleicht auch ewig anders erlebt hat. Damit sollte ich jetzt Schluß machen, weil Glück ist genauso real, wie vielleicht auch Angst real ist oder sein kann. Und er sagt, ich soll das Glück einfach mal an-nehmen und nicht immer wieder in dieses alte Muster verfallen, daß man bedrückt und ängstlich sein müßte.

Th: Von daher ist es wunderbar, daß er dir aufgezeigt hat, zu was du alles fähig bist, denn es sind deine Bilder, es ist deine Geschichte, dein Haus, dein Schwert. Du kannst es, es ist alles da, es spricht nichtsdagegen.

Kl: Ja, sogar, wenn ich die Waffe beiseite lege.