Priester (102)

Der Klient leidet seit seiner Kindheit unter massiven Kopfschmerzen, die Ausdruck für seine Schuldgefühle sind. In dieser Sitzung bearbeitet er zahlreiche prägende Erlebnisse der streng katholischen und körperfeindlichen Erziehung durch seine Eltern, Lehrer, Priester etc. und befreit dadurch endlich seine Kraft, Lebendigkeit, Körperlichkeit und Sexualität.


Der Klient steigt in das Bild seiner ersten heiligen Kommunion ein.

Kl: Also, wir waren alle sehr fromm. Vor allen Dingen Mama, die hatte sehr viel Gefühl da drin auch. Wenn die in der Kirche mit uns war, da war zwischen mir und ihr immer so eine ganz, sonst nicht vorhandene Dichte, so eine emotionale Dichte da. Und wenn sie uns was erklärte aus dem Leben Jesu oder aus den heiligen Geschichten, ja, da waren wir also ganz Auge und Ohr, wie man so sagt bei uns. Also wir hingen an ihren Lippen. Aber da war was, das (fängt an zu weinen) das mich so furchtbar bedrückt hat, aber ich konnte einfach nicht drüber reden. Und ich konnte ihr dann eigentlich gar nicht mehr offen in die Augen gucken ... machte das natürlich trotzdem, das war immer so ein sich Verstellen müssen und das wurde dann so richtig zum Mu-ster. Also irgendwie wie mit einer geheimen Lüge immer leben müssen. Und ich hab mich so danach gesehnt, daß das heil würde und ... und dann, in der Vor-bereitung zur Kommunion, also, das war mit 10 dann, da wird man erst mal zur Beichte geführt. In der katholischen Kirche, da ist ja natürlich die Sünde des Menschen a priori gegeben. Also der Mensch kommt schlecht auf die Welt und dann wird er getauft und dadurch kriegt er also so einen Gnadenerlaß aller Sünden und Schuld, die er schon mitgebracht hat. Ja, und mit der Taufe nimmt dich durch den Priester Gott als sein Kind an und dann hast du also dafür zu sorgen, daß du immer schön brav bleibst und dieses weiße Kleid der Taufe nicht wieder beschmutzt, so. Aber da das dann doch halt irgendwie passiert, werden dann die kleinen Kinder schon mit 8 oder 9 Jahren zur Beichte geführt und müssen dann dem Priester ihre Sünden bekennen und dann kriegen sie die Lossprechung. Das heißt, daß der Priester kraft seines Amtes durch den Auftrag von Jesus persönlich durch Handauflegung die Sünden vergibt. Ich spreche dich los im Namen das Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Oder lateinisch: Ego te absolvo. (stöhnt laut). Und das war schon immer für mich so ein ganz besonderer Akt gewesen. Einerseits glaubte ich das ganz fest, aber da war eben irgendwas, und das hieß dann das 6. Gebot. Das heißt: Du sollst keusch leben, rein leben. Aber abgeleitet von dem, du sollst nicht die Ehe brechen. Aber da war als Kind eben auch schon alles was mit Sexualität zu tun hat, also so ein bisschen erforschen, sich selber erforschen, da. Und die Lust spüren oder sowas, das war auch tabu, Sünde. Und genauer: Ich spürte immer, wie mir ganz heiß wurde, wenn der Pfarrer da so im Religionsunterricht vom 6. Gebot gesprochen hat. Einerseits war ich nach der Lossprechung immer ganz glücklich und dann doch wieder ein paar Minuten später irgendwie so voller Gewissensbisse. Und ich ging dann doch zur Kommunion und das war dann ganz schlimm, weil ich unwürdig zur Kommu-nion gegangen bin. (Stöhnt, atmet schwer) Oh Gott, oh Gott.

Th: Wo spürst du das alles im Moment in deinem Körper?

Kl: (Stöhnt, atmet schwer) Im Solar plexus. Ich erinnere mich jetzt, wir durften schon, das war eine große Ausnahme, vor der ersten heiligen Kommunion mit 10 Jahren, Ministrant sein. (lacht). Und da ist mir aber auch schon öfters schlecht geworden, da drehten sich dann plötzlich die Lichter und weg war ich. Und ich weiß nicht, ob das auch schon die Schuldgefühle waren. (stöhnt, atmet schwer). Und dann war bei uns so ein Pfarrer, der war eigentlich sehr, sehr streng, der hat auch noch mit dem Rohrstock auf die Finger geschlagen, wenn man was nicht richtig gelernt hat. Und dann gab's aber noch einen, den nannten wir nur den alten Herrn. Das war so ein alter Priester, der schon in Pension war eigentlich und das war wirklich ein grundgütiger alter Herr. Und der lief dann an den Festtagen mit seiner weißen Soutane, so kam der dann in die Kirche und das war wie Gott-Vater persönlich für uns. Aber so ganz richtig die Güte und die Liebe strahlte der aus. Mir fällt jetzt ein, als Kinder waren wir mal nackig baden. Nachher hab ich dann wieder so Gewissensbisse gekriegt und dann hab ich den anschließend gefragt, ob das denn Sünde gewesen sei und er hat gesagt „ja“ und da war ich total fertig. Denn schwere Sünde, das heißt Abgetrenntsein von der Liebe Gottes, keinen Zugang mehr (fängt an zu weinen).

Th: Laß ihn einmal auftauchen und sag ihm das mal, wie das für dich gewirkt hat.

Kl: Herr Pfarrer, ich hab damals geglaubt, ich bin für ewig verdammt, ich könnte überhaupt nicht mehr zu Gott kommen und das Leiden Jesu wäre völlig umsonst gewesen. Und dann gab’s da so'n Spruch, den wir in dem Alter gelernt haben mit 9 Jahren: „Ich weiß nicht, wann ich sterbe, ich weiß nicht wo ich sterbe, ich weiß nicht wie ich sterbe, aber ich weiß, wenn ich an einer Todsünde sterbe, bin ich verloren auf ewig.“ (weint sehr heftig)

Th: Und jetzt schau mal, wie der reagiert.

Kl: Er ist bestürzt, das hat er nicht gewußt. ... Der war immer so gütig. Ich hab ihn sehr sehr liebgehabt. Ja, ich hab zu dir aufgeschaut, du warst so ein Vorbild so in deiner Güte. Und das hab ich auch wirklich mit reingenommen, ich wollt auch immer so werden. So voller Verständnis für die Menschen und so voller Liebe (weint), so eine tiefe Güte. Das kam auch immer so in deinen Predigten zum Aus-druck. Du hast nie geschimpft. Irgendwie hast du mir auch ein Bild von der Liebe Gottes vermittelt, daß es im Himmel wirklich schön ist, und daß man da aufgehoben ist. Ach, alter Herr Pfarrer, weiser Mann, ich komm jetzt nach vielen, vielen Jahren nochmal in den Beichtstuhl zu dir und will das doch nochmal probieren, wie das geht? Du weiß ja, daß ich als kleiner Junge innerlich auch immer sehr fromm war und den lieben Heiland so gern hatte und mich so danach gesehnt habe, mit ihm verbunden zu sein. Da war da die Sache mit dem 6. Gebot. Mir ist es immer ganz heiß und kalt durchlaufen, wenn das im Religionsunterricht angesprochen wurde. (atmet schwer) Und ich bin dann mit meinem Bruder zusammen Ministrant geworden. Und dann war da dieser A. da, der hat uns immer so komisch gefragt, ob wir denn wüßten, wo die Kinder herkommen. Dann wußten wir das natürlich nicht und dann hat der uns gesagt, er erzählt uns das. Und dann hat er uns mit in die Scheune genommen auf den Heuschober oder auf den Dachboden. Und dann hat er uns erstmal schlechte Witze erzählt von Frauen und Mägden und so und ich konnt da gar nicht lachen drüber. Dann hat er, das war so nach dem dritten oder vierten Mal, dann hat er erst sein Ding da gezeigt. Ich weiß gar nicht, wie ich's sagen soll, dann hat er uns seinen Schwanz gezeigt und dann sollten wir das anfassen, das Ding und dann wurde das steif und dann beim nächsten Mal, hat er gesagt, wir sollen uns ausziehen. Also, mein Bruder und ich. Dann hat er sich auch ausgezogen. Dann mußten wir ihm den Schwanz reiben, bis der so zuckte und der Samen rauskam. Und er hat uns dann auch unsern Pimmel gerieben bis der steif wurde und wehtat. Wir mußten uns hinstellen oder hinknien... (fängt an zu weinen) Ich hab mich so geekelt, aber irgendwie war das auch aufregend. Ich weiß auch nicht, das waren so komische Gefühle. Das war spannend und da war auch was Lustvolles dabei. Ich weiß auch nicht genau, so ein Pulsieren da unten dann. Ja, so war das halt. (stöhnen) Und dann hab ich das mit meinem Bruder auch selber mal so rumprobiert, wie das ist. Wir haben uns dann so angefaßt und halt geschlagen ein bißchen mit der Hand und das war dann so ne komische Erregung auch. (stöhnt und holt tief Luft).

Th: Wie reagiert der Priester jetzt?

Kl: Ja, er fragt, „Hast du noch was? Ist da noch was, was du sagen willst? Es ist schon okay, Junge. Erzähl ruhig alles.“ ... Und dann hab ich mal ein Huhn gefangen und da gefühlt wo die Eier kamen, das wollt ich dann genau wissen und da war ich auch wieder so komisch erregt und dann ist das Huhn kaputt gegangen. (stöhnen). ... Ja, und ein bis zwei Jahre später waren wir dann im Internat und da hat uns dann der Schweinebruder zu sich eingeladen und der hat uns Bonbons ge-geben und Schokolade und so und hat uns gestreichelt, erstmal über'n Kopf und übers Gesicht und so lieb getan und (stöhnen) dann mußten wir uns dann ausziehen und dann hat er uns getätschelt und gestreichelt und am Penis ge-rieben. Und wir mußten ihm die Eier streicheln und dann hat er uns erklärt, daß er nie mehr mit ner Frau zusammen schlafen kann. Daß er deswegen ins Kloster gegangen ist, weil, im Krieg hat er einen Schuß abgekriegt, der ihm da den Penis abgeschossen hat. Und da waren auch so Narben. Und da mußten wir ihn hau-en. (stöhnen) Der war so komisch und der war auch, ach, weiß nicht, irgendwie lieb zu uns. Er hat uns Nähe gegeben. (atmet schwer) - Der Klient wird aufgefordert, direkt mit ihm zu sprechen, be-merkt aber in dem Moment, daß er keinen Zugang zu all den, damit verbundenen Gefühlen hat - er spricht ihn direkt an - Heute mittag war ich ganz dicht an diesem Schamgefühl dran. Da hab ich mich so beschmutzt gefühlt und ge-schämt und war voller Ekel. Jetzt kann ich das gar nicht mehr finden, es ist ir-gendwie weg. Bruder, du hast so furchtbar geflucht, als das aufgedeckt worden war: Da hat er erst geschimpft, wir würden alle lügen. Du hast uns Lügner ge-heißen und wir Kinder, wir wollten dich ins Verderben stürzen und deswegen sollen wir nie mehr glücklich werden, au Scheiße. (atmet schwer) Ich spür gerade, wie mir der Schreck in die Glieder fährt, in die Füße fährt, in die Unterschenkel, mir ist alles - ganz heiß auf einmal. Als ob ich schon die Höllenqualen ahnen würde. Das Feuer, das da brennt. Und er schiebt uns die ganze Schwere der Schuld zu, als ob wir die schwersten Sünder wären.

Th: Geh mal ein bisschen dichter zu ihm und sag ihm,wie das für dich ist, jetzt. Sag das mal zu ihm.

Kl: Du hast uns zu schweren Sündern gestempelt. Daß wir im Höllenfeuer schmoren würden. Und hast uns die gan-ze Lust genommen. Ich hatte dann als Kind immer diese wahnsinnigen Kopf-schmerzen und bin dann deswegen von dem Kloster weg und habe eine Gärt-nerlehre gemacht. Oh, da fällt mir - oh -oh -oh -oh -oh - oh - oh, da kommen dann ganz andere Szenen - oh - ich bin - ich bin - ja - fast 10 Jahre älter, da geh ich wieder in das Kloster. Da wollte ich wieder Priester werden. Und um mich zu prüfen, ob ich das mache, bin ich da mal ein paar Wochen über die großen Ferien im Kloster geblieben. Dann war ich einmal in der Kapelle, war so am Meditieren, das war die Klosterkapelle, eine sehr schöne kleine Kapelle. Und ich knie da vor dem Tabernakel und bin bereit, das auf mich zu nehmen, Priester zu werden und dann bete ich da, ganz innigst kommt es aus mir heraus: „Lieber Gott, ich bin da, mach mit mir, was du willst.“ Und auf einmal befällt mich so ein Wahn-sinn, eine Panik, wenn der wirklich mit dir macht, was er will und da war die ganze Schuld da. Und da bin ich dann richtig ausgeflippt wie vom Teufel gejagt zu dem Bruder Josef und dann war ich über eine Woche in einem ganz eigenartigen Zu-stand. Mich hat nix mehr erreicht, also ich schwebte drei Meter über’m Boden und die Stimmen, die kamen nur noch wie durch Watte zu mir und das war auch ein ganz entrückter Zustand so. War nicht Höllenqual oder so, das waren eher himmlische, aber ich hab das überhaupt nicht verstanden. Erst diese Wahnsinns-panik und dann so ein himmlisches Ge-fühl. So abgerückt. Ganz seltsam. Aber ganz viel später war dann nochmal ne Situation in einer einfachen Entspan-nungsübung, das war ne Art Yoga: Da tauchten dann plötzlich alles so Christus-gesichter auf, mit der Dornenkrone und so vom Kreuz, ja das war plötzlich alles le-bendig. Die Gesichter waren alle lebendig. Und die kamen wie ein Dia nach dem andern, ganz schnell und ich knie davor und guck. Der Jesus, der reißt dann immer die Augen auf und guckt mich an und dann ist wieder das nächste Bild da. Eins schlimmer als das Andere, also schmerzverzerrter als das Andere und die Stimme. Ich will das nicht mehr sehen - reißt mich am Kopf hinten und sagt: „Schau dir das an, das hast du gemacht, es ist deine Schuld.“(stöhnt) Ich bin bald verrückt geworden. Ich konnte die Bilder überhaupt nicht stoppen. Und ich konnte ja die Au-gen gar nicht mehr zumachen. Die waren ja da, ob ich die Augen zumachte oder aufhatte. Aber das kommt nicht mehr. ... Ich bin jetzt wieder bei dem alten Herrn und der hat das jetzt alles gehört. Ja und dann muß ich dich jetzt noch gleich was fragen: Wir waren auch irgendwie so brutal als Kinder, fällt mir jetzt grade wieder ein, ja. Im Dorfteich haben wir die Frösche erschlagen. Und dann haben wir mit bloßen Händen in dem Bach Fische gefangen und dann haben wir die an die an die Bäume geklatscht. War furchtbar brutal.
Th: Geh nochmal in die Szene rein.

Kl: Da ist ein Frosch und klatsch. Wir sind so furchtbar brutal.

Th: Schau dich damals an und sag dir das mal.

Kl: Das ist furchtbar. Du bist so furchtbar brutal. Du erschlägst da ein Lebewesen, einfach weil's dir Spaß macht. Da strek-ken die alle Viere von sich und die Zunge hängt raus und ihr schneidet die noch auf. Mensch, mein Gott. - Was machst du? ... Ich will wissen, wie es innen drin aussieht. Ich will das einfach wissen. Ich will einfach wissen, ob der auch einen Schwanz hat. Ich will das wissen. - Aber das ist furchtbar, das sind doch einfach Frösche, die wollen doch einfach leben. Und die kleinen Frösche, die Kaulquap-pen, da hast du doch richtig Spaß dran. Da freuste dich doch mit denen, wie die da rumquirlen. Und wie kannst du denn da die Frösche erschlagen? Was ist mit dir passiert? Wieso hast du kein Gefühl mehr? Er sagt, ich weiß das auch nicht. Du hast recht, ich hab das Gefühl verloren.

Th: Sag ihm mal, er soll es suchen gehen.

Kl: Du, suchen wir jetzt das Gefühl wieder? Wollen wir das zusammen suchen? Guck mal, wo du das verloren hast. Jetzt kommt der Vater, der uns schlägt. (stöhnen)

Th: Sprech ihn an, sag ihm: Bei dir hab ich das Gefühl verloren.

Kl: Vater, bei dir hab ich das Gefühl verloren, durch deine Strenge und deine Schläge. Ich weiß nicht mehr, was das ist. Ich kann nicht mehr fühlen. Ich fühl nur Angst. Und dann fühle ich nichts mehr.

Th: Okay. Dann sag ihm, du willst das Gefühl wieder haben. Er soll’s dir wieder geben. Er soll dir helfen.

Kl: Ach Vater, gib uns das Gefühl wieder. Schau mal, du hast doch auch die Bienen immer so zart behandelt. Warst so lieb zu denen. Und die Tiere und die kleinen Hunde. Wieso hab ich kein Gefühl mehr für die Frösche? Ich fühl mich irgendwie ganz leer - ich fühl mich so leer, Vater! Ich fühl mich so abgeschnitten von meinem Fühlen - ooooh - was ist das? Du bist so streng! ... Es ist tot in mir, es ist so tot in mir im Moment. Alles nur schwarz. Das ist wie im Sarg mit ner schwarzen Decke drauf, diese Totendecke. - Therapeut fordert zur direkten Kommunikation auf - Gib mir das Gefühl wieder! Vater, du weißt doch, daß ich dich ganz lieb gehabt hab am Schluß und dir auch alle meine Liebe zeigen konnte. Du warst doch gerade am Schluß so ganz sensibel geworden für alles. Ich sehe ihn auf seinem Bett liegen (weint). Er war schon tot und ich hab ihn hergerichtet und gewaschen und ihm seinen guten Anzug angezogen und ihm eine Lilie in die Hände getan und Kerzen angezündet und Musik gespielt und das war so gut (weint), da hab ich ihn so nah gespürt, auf einmal war er mit der ganzen Energie da und ich war überhaupt nicht traurig. Ich war ganz beseeligt, mit Dir zusammen zu sein.

Th: Ja, dann sag es ihm jetzt dort - er soll dir dein Gefühl wieder geben.

Kl: Ah, Papa - Vater, gibt mir mein Gefühl wieder. Gib mir mein Gefühl wieder! Dem kleinen Jungen in mir, gib ihm das Gefühl wieder. Er sagt: „Ich hab das aus dir rausgeprügelt. Ich weiß, ich hab das aus dir rausgeprügelt.“(weint heftig) Er ist ganz hilflos, er weiß nicht, was er machen soll. Er möcht’s mir ja wiedergeben, aber er weiß nicht, wo es ist.

Th: Wie ist das für dich? Was spürst du?

Kl: Mir ist so friedvoll. Ich spür seine kalten Hände jetzt, wie ich die zusammen lege. - Musik - Vater, du weißt ja, ich hab mit dir wirklich reinen Tisch gemacht, als ich dich gewaschen hab, da in dem Raum im Altenheim. Das war eine ganz heilige Stimmung da. Du warst für mich noch vollkommen präsent und ich glaube, ich hab dir innerlich alles erzählt, was so war zwischen dir und mir und daß ich als Kind so Angst hatte vor dir, und daß es dann aber wirklich ganz gut geworden ist. Es war ganz heil geworden und ich erinner mich jetzt gerade an ne Fahrt nach Bayern, du und ich im Auto und du hast schon drei Stunden geschwiegen und ich auch und dann ist es aus mir rausgeplatzt, daß ich dir gesagt hab, daß meine Ehe kaputt ist. Und du hast dir das ganz still angehört und hast dann mir erzählt, wie deine Kindheit war. Und dann hab ich viel verstanden von dir. Und da ist ei-ne ganz starke Verbindung und ne Verquickung. Der Vater, der war das fünfte von sechs Kindern und er war ins Kloster geschickt worden und war dann auch da ganz gerne drin. Aber er kam nicht mit zurecht, nach drei Jahren ist er wieder raus. Du warst auch Klosterbru-der. Und du bist mit deiner Sexualität auch nicht klar gekommen. Du hast dich auch immer schuldig gefühlt. Wenn du einen Traum gehabt hast und dann halt im Traum Samenerguß hattest, hast dich immer schuldig gefühlt, genau wie ich auch. Und ich bin deswegen auch nicht Priester geworden, weil ich das da nicht durchgehalten hab. ... Sag mal, wie kommt das eigentlich, daß wir beide sowas mitgemacht haben? Das war doch die größte Schweinerei, was die uns da aufgedrückt haben. Die haben uns doch voll von der ganzen Kraft abgeschnitten. Von der ganzen Power - das einfach verteufelt. Und schlecht gemacht. Und du hast dir das auch gefallen lassen. Und du hast das weiter getragen. Und du und Mama, ihr habt euch immer schuldig ge-fühlt, wenn ihr zusammen wart. Das war doch alles furchtbar für dich. Und mich hast du immer nur zur Beichte geschickt. Du hast nicht mal gefragt, ob ich auch beichten mag. Du hast das gut gemeint, ich weiß, du wolltest, daß wir in den Him-mel kommen. Das weiß ich ja. Oh, Mann - oooh - (atmet tief durch) - Jesus. Oh, mein Jesus. Weißt du eigentlich, daß ich von klein auf immer wahnsinige Kopf-schmerzen hatte deswegen? (schreit laut) Weißt du das? Daß ich mit diesem wahnsinnigen Schuldgefühl immer rumgelaufen bin? Papa, weißt du das? Daß meine ganze Jugend beschissen war deswegen. Weißt du das? Weißt du das - Mensch? Daß ich bis jetzt nicht richtig zufriedenen Sex haben kann mit meiner Frau, weiß du das, daß ich immer zu schnell komme, daß alles total bescheuert ist. (weint und schreit). Oh, Papa, warum hast du mir nicht geholfen? Wa-rum hast du uns nicht mal ein bißchen was erzählt? Ach, du armer Kerl, du hast ja selber so drunter gelitten. Oh, Gott!!!!! Warum hast du uns denn nicht geholfen? Er wußte es nicht besser. Er hat das alles selber geglaubt. Er hat sich selber so schuldig gefühlt. Und konnte das nicht abstreifen. ... Papa, erinnerst du dich an die erste Woche hier, wo ich dir die Figur zeigen wollte - Shiva und Shakti.*) Weißt du noch? Und du hast dich nicht kommen trauen. Warum wirst du denn rot? Du brauchst doch nicht rot zu werden. Warum schämst du dich? Du weißt doch, wo die Kinder herkommen.

*) Anmerkung: Shiva und Shakti (Sanskrit), sind Hindu-Gottheiten. Sie werden manchmal als Schöpferkraft (Shiva) und ewige Kraft des Werdens (Shakti) dargestellt. Shakti ist in speziellem Sinne oft ein Name der Gattin Shivas.

... Hör mal, als ich das erste Mal, ich war 27 - das mußt du dir mal vorstellen - das erste Mal über Nacht weg war, bei einer Frau, da hast du mich so ganz komisch angeguckt. So, als ob ich was ganz Schlimmes gemacht hätte. Du hast ge-fragt, ob wir zusammen geschlafen ha-ben. Das ging dich doch gar nichts an. Ach, du hast dir immer Sorgen gemacht, daß ich dann nicht in den Himmel kom-me. Mein Gott. - Ach Papa! - Welch ein Irrtum! Aber mittlerweile weißt du ja wohl, was los war, nicht? Zwischen meiner Frau und mir. Na klar, das hast du schon ge-checkt, daß unsere Ehe kaputt ist. Ich hätt dir das gerne richtig erzählt. - Oh, Vater! - Jetzt kann ich sagen: „Vater un-ser, im Himmel“. Ich denk, du bist drüben, oder du bist schon wieder auf dem Weg nach hier. Paß mal auf, wie du hierher kommen kannst. Du weißt du, das geht nicht anders. Ha, Ha, Ha (lacht). Da mußt du schon zwei Eltern suchen, die zusammen schlafen. Und ich wünsch dir, daß die richtig Spaß miteinander haben. (lacht). - Ach, ich seh wieder seine Au-gen, die so braun sind und so tief und so gut.

Th: Frag ihn, ob er jetzt in der Lage ist, dir dein Gefühl wieder zu geben. Oder dir zu helfen, es zu suchen.

Kl: Er sagt: „Du hast es doch schon. Du hast es mir doch auf dem Sterbebett gezeigt, daß du fühlen kannst - und ganz tief fühlen kannst - und so inniglich. Du bist so ein wundervoller Junge, du bist so ein großartiger Junge. Ich bin stolz auf dich!“ sagt er. Vater, bist du wirklich stolz auf mich? Papa, bist du wirklich stolz auf mich? Auch auf das, was wir in unserer Ehe ausprobiert haben? Weil wir keinen anderen Weg fanden. „Ja, Ja“. ... Ich hab gar keinen Schmerz mehr - seltsam. (erleichtertes Durchatmen) Jetzt seh ich wieder den alten Herrn im Beichtstuhl. Der fragt mich, ob ich denn die Absoluti-on jetzt haben will oder ob ich sie nicht mehr brauch? ... Ich muß dir noch was erzählen, alter Herr. Weißt du, ich hab mal ne Reise gemacht, ne Innenwelt-reise. Das ist schon ne Weile her. Und da stand Jesus vor mir. Ich hab ihn ganz deutlich gesehen. Und ich hab auch standgehalten, weil ich mich so schuldig fühlte. Weißt du, was er gemacht hat? Er ist einen Schritt auf mich zugegangen und hat geguckt, ob ich zurückgehe und dann hat er mich angeschaut und ge-sagt: „Ich habe dich nie verurteilt“. ... Ich brauche keine Absolution mehr. Es ist gut! Und jetzt sind die drei zusammen: Der alte Herr, mein Vater und Jesus. Und jeder sagt: „Ich habe dich nie verurteilt“. Mein Vater sagt auch: „Ich verurteile dich nicht. Du bist mein guter Junge und du hast so viel gelitten. Das tut mir leid, es tut mir aufrichtig leid. Ich konnte es nicht ändern.“ Ich sage, ich möchte es aber jetzt geändert haben. Okay. Jetzt sag ich dir mal was, Vater, und dir, Herr Pfarrer und Jesus natürlich, du weißt es: Wenn ich jetzt wirklich frei bin von dem Schuldgefühl, dann muß ich das auch zeigen. Dann will ich mich nicht mehr dreckig fühlen, wenn ich mal so Druck hab und selber mich liebe und mich errege und streichle und dann will ich mit meiner Frau auch wirklich schönen Sex ha-ben und nicht immer so Druck und dann ganz schnell kommen und dann ist alles schnell vorbei oder nur mit ganz viel Übung ein bißchen länger dauert. Ist das okay? „Aber klar doch“, sagt der alte Herr. „Na klar, mein Junge.“ Und Papa, ist das okay? Schau mal, ich hab so eine tiefe Begeisterung für diese Figur empfunden, die möchte ich so gerne mit dir teilen. Das war sowas Heiliges, die Figur zu erstehen und ich hab die in mir tanzen sehen, du. Das war so schön.

Th: Sag es ihm doch, daß sie tanzt, jetzt. Laß sie auftauchen, die Figur und er kann sie anschauen.

Kl: Guck dir das mal in mir an, wie die Shakti da auf dem Shiva sich bewegt und jubelt und tanzt durch alle sieben Chakren hoch. Durch die ersten drei ist der Tanz noch ganz leidenschaftlich und wild und extatisch und ganz dynamisch - und dann wird's stiller, werden die Bewegungen ganz sanft und im sechsten Chakra ist kaum noch Bewegung, (flüstert) an dem siebten ist gar keine Bewegung mehr, da ist die Bewegung nur noch innen, da tanzt nur noch diese Energie. Siehst du das, Papa? Siehst du das, das ist Liebe, das ist Sexu-alität! Und das ist was Heiliges! Ich wünsch dir so, daß du diese Erfahrung machen kannst in deinem nächsten Leben. Such dir gute Eltern aus. ... Siehst du das, jetzt? „Ja, ja, jetzt versteh ich was von dem, was du gesucht hast, Junge“, sagt er. Mir wird ganz seltsam, mir geht's ganz eigenartig durch die ganzen Beine. Das ist so wundervoll, daß er versteht, was ich gesucht habe. oh, Jesu, oh, Jesus.

Th: Ja, schau mal, was Jesus sagt, wie er damit umgeht, wie er reagiert da drauf?

Kl: Er segnet uns und der alte Herr sagt: „Du brauchst keine Absolution mehr.“ (tiefes aufatmen). Und mein Vater sagt noch: „Du hast es schon gefunden und gib es auch weiter, mit deiner Frau zusammen.“

Th: Dann frag mal, ob einer von den Dreien oder wer auch immer - mit dir gehen will, zu dem Jungen am Teich, wo er die Frösche quält und ihm zu helfen, sein Gefühl wieder zu finden.

Kl: Kommt alle drei mit. Ich sehe jetzt den Teich sehr deutlich vor mir. Also wir stehen da, also ich auch jetzt, an dem Wehr, wo dann die tiefste Stelle auch ist und die Kinder da spielen und „klatschen“. Und auf einmal hören die auf, Frösche zu klatschen. Und die gucken uns ganz aus großen Augen an. Als ob sie plötzlich alle aus einem Traum wach geworden wären. Was machen wir da? Werdet wach - werdet wach, Kinder! Da treiben jetzt so ganz viele Froschleichen oben. Die geraten in den Strudel und sind weg und die Kinder zerbrechen die Latten und schmeißen die Reste ans Ufer. Das ist gleich ein Feuer, das verbrennt die Latten. Und andere Frösche kommen aus dem Schilf raus und einer hält ne Kugel, ne goldene Ku-gel, zeigt sie den Kindern. Und die Frö-sche springen und quaken und machen ganz große Sprünge, so als ob sie sich freuen würden. Und ganz viele Kaulquap-pen sind da. Die tummeln sich im Was-ser. Und die Kinder, die kommen wie aus ner Erstarrung und bewegen sich erst ganz langsam. Und auf einmal geht ein Geplansche los und ein Gequieke und Geschreie und Gelächter und die Frösche mittendrin (lacht fröhlich) - komisch - und alle freuen sich - Kinderlachen wird eingespielt - ja genau und Jesus lacht mit und der Alte Herr und mein Vater auch und ich auch - und wir lachen alle. Und wir freuen uns. - Und es ist auf einmal so heiter und Froschquaken ist schön - oooh - ja, so muß das sein. Und jetzt kommen noch ein paar Bauernjun-gen mit ihren Pferden dahergeritten. Oh, wird das toll! Das ist ein Spaß! Das ist echt ein Spaß! Und die Pferde schauben und die Frösche hüpfen denen auf die Mähnen. Ha, ha, ha, ha, ha! Und der alte Herr sagt: „Jetzt ist es gut, jetzt können wir gehen. Jetzt haben wir genug.“ Und dann drehen sie sich rum, die drei, ich geh aber noch ein Stück mit ihnen. Auf einmal kommt so Nebel über die Wiese und da gehen die Drei rein. Der Nebel wird immer dichter und die verschwinden und ich steh davor und dreh mich rum und geh wieder zu dem Wasser und das ist auf einmal ein ganz klarer See geworden. Ein großer, klarer See. Und ich zieh mich aus und spring rein und schwimm. (atmet tief durch) Das tut gut. Oh ich spür das Wasser, ich liebe das Wasser. Und ich bin jetzt alleine, da quaken noch ein paar Frösche - ganz tief - quaaak - quaaak - und ich schau in eine wundervolle Seerose. ... Und ich denke, eigentlich müssen jetzt meine Kopf-schmerzen wirklich vorbei sein.

Th: Ja, frag den Frosch mal. Frag ihn mal, ob noch was fehlt.

Kl: Sind jetzt meine Kopfschmerzen weg? Der Grund für meine Kopfschmerzen? Er schmeißt mir die Kugel zu. Er sagt, verwende sie richtig.

Th: Frag den Frosch mal, ob es noch wichtig wäre, daß du zu diesen Priestern nochmal hingehst, die dich da damals verführt haben, ob du mit denen noch et-was klären sollst.

Kl: Frosch, was meinst du, soll ich da nochmal hin zu dem A. und zu dem Schweinepriester? Nee! Nee! (atmet heftig) Ich glaub, der A. ist schon tot. - ko-misch, ich weiß es nicht genau. Komm, ich kann ihnen noch sagen, das es in Ordnung ist. A., ich denke, es ist vorbei. Es war sowas wie ne Verirrung für dich und für mich. Du warst grad ein paar Jahre älter und hast auch einen wahnsinnig strengen Vater gehabt. Laß es gut sein.

Th: Wenn er damit einverstanden ist, dann soll er dir irgendeine Geste zeigen, vielleicht die Hände schütteln oder irgend so ein kleines Ritual machen. Daß es ganz klar wird, daß es okay ist, daß ihr euch gegenseitig verzeiht. Es war zwar eine Verirrung, aber die muß ja nicht immer weiterarbeiten in deinem Unterbe-wußtsein. Wenn er aus tiefstem Herzen dazu bereit ist, dann guck mal, ob so was wie ein ein Händeschütteln als Ritual funktioniert. Wenn's geht, dann wird es stimmen, wenn's nicht geht, dann müssen wir gucken, wo's hängt.

Kl: Nein, nein, das geht schon. Und wir sind jetzt am Feuer. Das ist so'n Ritual, da werden so große Scheite verbrannt und das heißt, daß wir loslassen, was uns in die Irre gezogen hat (atmet sehr tief durch und lacht kräftig) Ja, es ist wirklich in Ordnung. Und dann essen wir noch die ersten Ostereier mit nem deftigen Brot dabei und Salz drauf. Das ist wirklich die Zeremonie jetzt, mit dem Brot und dem Salz und den Eiern. Ist alles paletti. Und was machen wir denn mit dem Klosterbruder? Mit dem Schweinebruder? Ja, der uns so verflucht hatte. Der muß die Fluche zurücknehmen. Du mußt nochmal zurückkommen, du mußt die Flüche zurücknehmen. Du hast wirklich verdammte Scheiße gemacht. Du hast uns so tief reingeritten, wirklich reingeritten, du Scheißkerl.

Th: Schau ihn an dabei, wenn du es ihm sagst.

Kl: Du bist falsch gewesen. Du warst total falsch im Kloster. Und wie kannst du ins Kloster gehen, bloß weil sie dir deinen Schwanz weggeschossen haben? Das ist doch keine Motivation, ins Kloster zu gehen. Er sagt, du hast recht. Und dann noch uns zu verfluchen - uns kleinen Kerle. So einen Fluch auf uns zu laden. Das ist Wahnsinn. Da hast du dich nicht nur vergriffen, du hast deinen ganzen Scheiß auf uns abgeladen. Du mußt das zurücknehmen! (schreit sehr laut:) Hörst Du? Nimm das zurück!! Er fängt an zu würgen und zu kotzen. Der weiß nicht, der kann das selber nicht brauchen. Hör mal, du Schweinebruder, du Schweinebruder, ich bin jetzt erwachsen, ich kann dir die gan-ze Geschichte erzählen, was das ge-macht hat mit mir. Aber dir geht’s nicht besser, ganz bestimmt geht’s dir noch viel schlechter, das weiß ich. Aber, wenn du das nicht zurücknimmst, dann kannst du ja selber nicht mehr glücklich werden oder zufrieden werden. Nimm das zu-rück. Nimm die Flüche zurück. Der weiß nicht, wie das geht. Ich weiß auch nicht. Ich hol den Alten. Alter Herr, komm, hilf mir. Hilf ihm und mir. Mach ein Feuer, sagt er. Auch ein Feuer? Muß man da auch ein Feuer machen? Ja, es ist noch genug Stroh im Schweinestall. Und es sind alte Bretter, die schon so angemodert sind. Und da kommt noch aus nem andern Schuppen Holz, das verbrannt werden muß. Und Äste, da sind dürre Bäume. Dürre Bäume, guck dir das an, du Schweinebruder. Die dürren Bäume, bist du so ein dürrer Baum? Bitte, mach mit. Verbrenn das. Verbrennen wir das und alle unsere Erinnerungen. Verbrennen wir das in dem Feuer. Jetzt gehn die Schwei-ne raus. Der ganze Schweinestall brennt ab. Alles - alles brennt, das brennt alles - der Schweinestall brennt.

Th: Wie gehts ihm damit? Und dir? Schau ihn mal an dabei.

Kl: Ja, er weint. Die Tränen laufen ihm runter, der zittert. Der zittert am ganzen Körper. Er weiß, was er getan hat. Und die Gesichter von den Jungs, die stehen ihm alle vor Augen. Der sieht unsere Gesichter vor Augen. Das tut ihm so leid. Er kann das nicht gut machen. Er bittet den Priester, ihm zu helfen. Und für ihn zu beten, daß es irgendwie wieder gut wird. Daß die Jungs nicht so geschädigt werden.

Th: Er soll einfach alle Jungs herbeirufen, die er benutzt hat, die er gebraucht hat.

Kl: Du meine Güte, das sind ja dreißig. Oh, Gott.

Th: Dann frag mal, ob die Jungs ihm jetzt verzeihen?

Kl: Frag die Jungs, ob sie dir verzeihen, frag sie! Guck sie alle an, jeden einzeln. Er weint. Er ist alt geworden. Ganz hager. Sieht aus wie krank. Seine Augen sind ganz tief. Sie flehen um Mitgefühl. Und er weint.

Th: Hast du Mitgefühl?

Kl: Ja. (weint) Ich bin bei ihm, als er stirbt. Ich halt seine Hand, ich seh noch in seine Augen. Da ist so viel Leid. Alter Herr, legst du deine Hand auf seine Stirn? Gib ihm die letzte Ehre. Der alte Herr sagt: „Wenn unser Herz uns verurteilen sollte, Gott ist größer als unser Herz". Und er drückt ihm die Augen zu und hält seine Hand auf seinem dritten Auge. Und er entspannt sich. Das ganze Leid ist weg. Die Haut wird glatt. Und es kommt ein Leuchten in sein Gesicht. Und Jesus steht da und nimmt ihn auf. (weint heftig) Oh, Herr. (flüstert) Jesus sagt, meine Liebe hat ihn gerettet. Oh, Gott, ist meine Liebe so stark? Oh Gott, mir wird ganz heiß, mir wird ganz warm. Das ist der Weg, sagt Jesus. Das ist der Weg, du brauchst nicht mehr leiden. ... Aah - ich hab wieder was verstanden - ich hab wieder was ganz tief verstanden. Oh Gott, ist das schön.